Deutschlands Familienunternehmer geraten durch die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) nach Auffassung von Interessenvertretern zunehmend unter Druck. Das jüngst beschlossene Anleihenkauf-Programm der EZB sei eine „üble Wettbewerbsverzerrung zugunsten der Konzerne“, sagte der Präsident des Verbandes „Die Familienunternehmer“, Reinhold von Eben-Worlée, der „Welt“ (Freitagsausgabe). Der weitere Ankauf der EZB von „Unternehmensanleihen von großen – auch nicht europäischen – Industriekonglomeraten“ gefährde den „deutschen und europäischen Mittelstand“, so der Verbandspräsident weiter.
Die EZB hatte im September beschlossen, ab November wieder für monatlich 20 Milliarden Euro Staatsanleihen und andere Papiere zu erwerben, darunter auch Unternehmensanleihen. Dies führe zu einem „künstlichen Anstieg der Unternehmensbewertungen, der nicht die reale Entwicklung abbildet“, sagte Eben-Worlée.
Durch die „unnötigen Liquiditätsspritzen“ begünstige die EZB “ große Unternehmen bis hin zur Übernahme deutscher Mittelständler“, so der Verbandspräsident weiter. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) forderte von der EZB mehr Augenmaß: „In Zukunft brauchen wir eine viel tiefere, ernsthafte Diskussion über die notwendigen Maßnahmen, um Europas Wachstum bei Preisniveaustabilität zu sichern“, sagte BDI-Präsident Dieter Kempf der „Welt“. An diesem Freitag übernimmt die ehemalige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, den Chefposten bei der EZB.